
Rheuma – hinter dieser Diagnose verbergen sich ganz unterschiedliche Krankheitsbilder, die die Gelenke betreffen. Kinder und Jugendliche erkranken ebenso wie jüngere Erwachsene und Ältere.
Die gute Nachricht ist: Durch die richtige Ernährung und gezielte Bewegung können Rheuma und Gicht günstig beeinflusst werden. In enger Absprache mit dem Arzt können Patienten und Patientinnen oft sogar die Menge ihrer Medikamente um ein Drittel reduzieren. Allerdings muss man ein wenig Geduld haben: Der Effekt der Ernährungstherapie setzt erst nach etwa drei Monaten ein, soll sich dann aber innerhalb eines Jahres deutlich zeigen.
Zu den Rheuma-Erkrankungen zählen unter anderem Verschleißrheuma wie Arthrose, entzündliche Prozesse (Arthritis), Knochenschwund (Osteoporose) und die Stoffwechselkrankheit Gicht. Rheuma ist in Deutschland sehr weit verbreitet. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schätzt, dass allein von Arthrose 5 Millionen Menschen betroffen sind. Bei ihnen sind Knorpel der Gelenke und der Wirbelsäule so abgenutzt, dass oft jede Bewegung schmerzt. Unter (entzündlicher) Arthritis leiden 150.000 Kinder und Jugendliche.
Die richtige Auswahl von Lebensmitteln
Rheuma ist also nicht Rheuma – und entsprechend lauten die Ernährungsempfehlungen bei unterschiedlichen Krankheiten auch anders. Während beispielsweise fette Fischarten wie Lachs und Hering bei Arthritis ausdrücklich empfohlen sind, sollten Menschen, die von der Stoffwechselkrankheit Gicht geplagt werden, auf genau diese Sorten wegen des hohen Puringehalts verzichten.
Rheuma wird zwar in den meisten Fällen nicht durch falsche Ernährung ausgelöst, die Symptome können aber durch die richtige Auswahl von Essen und Getränken deutlich gelindert werden. Dabei gilt es zunächst einmal, die Lebensmittel zu identifizieren und auszuschließen, die einen Schub auslösen können. Hierzu zählen bei vielen Patienten mit rheumatoider Arthritis Fleisch, Getreide (Mais, Weizen, Hafer, Roggen), Kaffee, Grapefruit usw.
Achtung: Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten diese Lebensmittel nicht „auf Verdacht“ weggelassen werden. Die Diagnose muss durch einen geschulten Ernährungstherapeuten erfolgen!
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen finden sich seltener bei Vegetariern als bei Nicht-VegetarierInnen. Das liegt nach neueren Erkenntnissen an der Fettsäure Arachidonsäure, die ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt und an Entzündungsreaktionen beteiligt ist. Omega3-Fettsäuren, die unter anderem in fettem Fisch und in bestimmten Ölen vorkommen, wirken dem entgegen.
Tipps für die Lebensmittelauswahl bei Arthritis
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt bei Rheuma eine lacto-vegetarische Ernährung, bei der aber Fleisch und Eier nicht ganz weggelassen werden müssen. Wichtig ist das richtige Verhältnis zwischen der „schlechten“ Fettsäure Arachidonsäure und den „guten“ Omega3-Fettsäuren.
- Zurückhaltung bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs: maximal zweimal Fleisch pro Woche und maximal zwei Eigelbe pro Woche
- Mindestens einmal Fisch pro Woche, dabei fettreiche Sorten wie Makrele, Hering, Lachs und Tunfisch bevorzugen. In den ersten drei Monaten nach der Diagnose eventuell ergänzt durch Fischölkapseln.
- Überwiegend hochwertige Speiseöle mit hohem Omega3-Anteil wie Rapsöl, Walnussöl, Weizenkeimöl und Leinöl verwenden. Zusätzliche Quellen können speziell mit Omega3-Fettsäuren angereicherte Lebensmittel wie Brot und Margarine sein. Außerdem sind Nüsse sehr empfehlenswert!
- Täglich einen halben Liter fettreduzierte Milch (1,5 Prozent) oder entsprechende Michprodukte, damit der Körper ausreichend mit Kalzium versorgt wird.
- Vitamin E (aus hochwertigen pflanzlichen Ölen), Vitamin C und Vitamin B1 spielen als Antioxidantien eine wichtige Rolle. U.a. sind Kartoffeln eine gute Quelle für Vitamin C. Vitamin B1 ist besonders in Vollkorngetreiden und Hülsenfrüchten enthalten. Zudem ist hier ebenfalls der Gehalt in Kartoffeln recht hoch.
- Ebenso wichtig sind Selen, Eisen, Zink sowie Calcium. Tipp: Nüsse enthalten bis auf Vitamin C alle diese Mikronährstoffe, sind also besonders empfehlenswert!
Tipps zur Lebensmittelauswahl bei Gicht
Bei der Stoffwechselkrankheit Gicht kommt es zu einer erhöhten Harnsäure im Blut, die nicht optimal über die Niere ausgeschieden werden kann. Harnsäurekristalle lagern sich in Gelenken an und führen zu schmerzhaften Gelenkschwellungen wie bei einer Arthritis.
Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen, die in jeder Zelle enthalten sind. Grundsätzlich gilt auch hier eine vegetarische Kost inklusive Eiern und Milch als empfehlenswert.
- Ob Rind, Schwein oder Geflügel – bei Gicht solle man wenig Fleisch essen. Insbesondere Innereien wie Bries, Nieren und Leber enthalten viele Purine. Der Gehalt an Purinen ist auch in der Haut relativ hoch (Schweineschwarte, Hähnchenkeule etc.).
- Auch bestimmte Fettfische wie Hering, Sprotte, Sardelle oder Lachs sowie Meerestiere sind ebenfalls nicht empfehlenswert (im Unterschied zur Arthritis!).
- Hülsenfrüchte wie Bohnen, Sojabohnen und Erbsen meiden.
- Bestimmte Kohlgemüse wie Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl und Spinat sowie Pilze enthalten zwar weniger Purine als Fleisch, aber mehr als andere Gemüsesorten.
- Empfehlenswert sind (fettarme) Milch, Milchprodukte, Käse, Eier, Kartoffeln sowie purinarme Obst und Gemüsesorten wie Blattsalate, Möhren, Paprika etc.
- Trinken ist sehr wichtig bei einer Neigung zu erhöhtem Harnsäurespiegel im Blut. Allerdings bezieht sich dies nur auf alkoholfreie Getränke – Alkohol hemmt die Ausscheidung und erhöht somit die Harnsäurekonzentration im Blut. Schwarzer Tee und Kaffee sind entgegen älterer Empfehlungen ausdrücklich erlaubt.
Sportarten:
Schmerzende Gelenke – und dann Sport treiben? Was zunächst widersprüchlich klingt, funktioniert tatsächlich: Geeignete Sportarten wie Schwimmen und Wandern erhöhen die Mobilität und reduzieren die Schmerzen. Grundsätzlich ist dabei alles erlaubt, was die Gelenke schont.
- Schwimmen (insbesondere Rückenschwimmen), Aquajogging und Wassergymnastik sind wegen der geringeren Belastung der Gelenke im Wasser ideal und trainiert den ganzen Körper Nordic Walking, Skilanglauf und Wandern trainieren die Ausdauer. Zu achten ist dabei auf das richtige Schuhwerk. Bergab geht es bei schmerzenden Knien besser mit Stöcken.
- Radfahren/Ergometer trainiert ebenfalls die Ausdauer. Wichtig ist die korrekte Einstellung des Rades auf die Körpergröße und –haltung des Fahrers. Tipp: Wählen Sie einen niedrigen Gang, damit die Belastung beim Treten möglichst gering ist.
- Gymnastische Übungen sind gerade für Ältere ideal, um die Beweglichkeit zu erhalten. Wie bei den vorhergehenden geeigneten Sportarten gilt auch hier: Sie sollten unter fachkundiger Anleitung und in Absprache mit dem behandelnden Arzt erlernt werden.
Sportarten wie Tennis oder Abfahrtski sind ebenso wie viele Mannschaftssportarten (Handball, Fußball etc.) für Menschen mit Rheuma leider nicht geeignet. Hier ist die Gefahr zu groß, dass die vorgeschädigten Gelenke z.B. durch eine Stoßbelastung noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden.