Symptome der Rheumatoiden Arthritis
In Deutschland ist einer von 100 Erwachsenen an dieser Rheuma-Form erkrankt.
Was ist rheumatoide Arthritis?
Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Im deutschsprachigen Raum spricht man auch von der chronischen Polyarthritis. „Chronisch“ bedeutet, dass die Krankheit lange andauert. „Poly“ leitet sich vom griechischen Wort für „viel“ ab und meint hier: Die Krankheit betrifft eine Vielzahl von Gelenken. Aufgrund der internationalen Bedeutung ist der Begriff rheumatoide Arthritis heute üblich.
In Deutschland ist einer von 100 Erwachsenen an dieser Rheuma-Form erkrankt. Frauen sind drei Mal häufiger als Männer betroffen. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, beginnt aber meistens nach dem 50. Lebensjahr bei Frauen, bei Männern 10 Jahre später. Wenn Kinder erkranken, nennt man dies juvenile idiopathische Arthritis.
Die Ursachen – wie kommt es zu rheumatoider Arthritis?
Die Ursachen der rheumatoiden Arthritis sind bis heute nicht geklärt. Es ist wahrscheinlich, dass genetische Faktoren die Erkrankung auslösen. Auch Viren oder Bakterien stehen im Verdacht. Überzeugende wissenschaftliche Belege fehlen jedoch. In jedem Fall spielen neben vererblichen Faktoren auch Umwelteinflüsse eine sehr große Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass Rauchen das Erkrankungsrisiko erhöht. Bei Rauchern verläuft die Krankheit zudem oft schwerer. Therapien schlagen bei ihnen schlechter an. Viele weitere Risikofaktoren wie Übergewicht aber auch Schadstoffe im Beruf scheinen eine Rolle zu spielen.
Die Symptome – welche Warnsignale gibt es?
Eine rheumatoide Arthritis beginnt meist mit Schmerzen in den Finger- und Zehengelenken. Die Gelenke schwellen an und sind morgens nach dem Aufstehen schwer beweglich (Morgensteifigkeit). Selten sind auch nur einige große Gelenke entzündet, etwa die Schultergelenke. Oft bleibt es nicht bei Entzündungen in einzelnen Gelenken. In den ersten Wochen und Monaten kommen häufig weitere hinzu.
Auch Sehnenscheiden und Schleimbeutel können sich entzünden. Bei einigen Kranken bilden sich beispielsweise am Unterarm oder den Fingern Rheumaknoten. Nach jahrelangem Bestehen der Krankheit und unzureichender Behandlung kann die obere Halswirbelsäule betroffen sein.
Weitere Symptome können sein:
- Müdigkeit
- Leistungsschwäche
- Schlafstörungen
- Fieber
- Nachtschweiß
- Gewichtsverlust
Daran wird deutlich, dass die Krankheit den ganzen Körper in Mitleidenschaft zieht. Im Verlauf kann die rheumatoide Arthritis auch andere Organe angreifen, zum Beispiel die Augen, das Herz, die Lunge, Nerven, Blutgefäße oder das Rippenfell. Ein besonderes Merkmal der rheumatoiden Arthritis ist, dass sie den Gelenkknorpel und den Knochen schädigt und ein Gelenk im schlimmsten Fall zerstören kann. Die Krankheit verläuft bei einzelnen Kranken sehr unterschiedlich. Sie hat meist einen schubförmigen Verlauf. In der Regel verschlimmert sie sich, wenn sie nicht behandelt wird.
Die Diagnose – wie stellt der Arzt die Krankheit fest?
Um eine rheumatoide Arthritis wirksam behandeln zu können, ist eine schnelle Diagnose wichtig. Nur eine frühzeitige Therapie – innerhalb von drei Monaten nach Beginn der ersten Krankheitszeichen – kann dauerhafte Schäden und Folgekrankheiten verhindern.
Die Diagnose stellt der Arzt anhand der Krankheitsgeschichte mit ihren Symptomen (Ort und Dauer der Gelenkschmerzen und Gelenkschwellungen Erkrankungen in der Familie) und den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung. Hinweise auf eine frühe rheumatoide Arthritis sind:
- Gelenkschwellungen in mehr als zwei Gelenken für sechs Wochen und länger
- Symmetrische Verteilung der befallenen Gelenke, das heißt, beide Köperhälften sind betroffen
- 60 Minuten und länger anhaltende Morgensteifigkeit
Zur Diagnosesicherung analysiert der Arzt das Blut auf die Erkrankung. Entzündungsmarker im Blut wie die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit oder das C-reaktive Protein zeigen allgemein eine Entzündung im Körper an, nicht nur die bei einem Schub der rheumatoiden Arthritis. Weiterhin wird der herkömmliche Rheumafaktor bestimmt. Auch er ist kein sicherer Hinweis auf die Erkrankung, da er auch bei anderen Krankheiten und sogar bei Gesunden vorkommen kann.
Nur ca. 70 von 100 Patienten mit rheumatoider Arthritis haben diesen herkömmlichen Rheumafaktor. Als genauer hat sich ein neuer diagnostischer Test erwiesen. Er sucht nach Antikörpern gegen sogenannte cyclische citrullinierte Peptide (ACPA). Er ist deutlich seltener bei anderen Krankheiten nachweisbar, aber auch nicht bei jedem von einer rheumatoiden Arthritis Betroffenen. Viele Patienten haben Rheumafaktor und ACPA schon Jahre vor Ausbruch der Krankheit im Blut. Die Tests lassen sogar Voraussagen zum Verlauf der Krankheit zu.
Eine Untersuchung per Ultraschall kann weitere Informationen über die Gelenke liefern, wie Vorkommen von Gelenkergüsse (vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Gelenk), Ausmaß des gebildeten Rheumagewebes und der Gelenkzerstörung. Röntgenuntersuchungen sind nötig, um bestimmen zu können, wie weit die Krankheit bereits fortschritten ist. Auf Röntgenbildern kann der Arzt erkennen, welche Schäden die Gelenke bereits haben.
Aufwändige Bildgebungsverfahren (etwa die Magnetresonanztomographie, kurz MRT) können helfen, gezielt Fragen zu beantworten – zum Beispiel dazu, ob die obere Halswirbelsäule ebenfalls entzündet ist. Die Diagnose rheumatoide Arthritis wird dann wie in einem Puzzle durch die Angaben in der Krankheitsgeschichte, der Untersuchung des Kranken, aus den Laborergebnissen und durch die bildgebenden Verfahren gesichert.
Die Therapie – welche Möglichkeiten gibt es?
Die Behandlungsmöglichkeiten bei rheumatoider Arthritis haben sich in den vergangenen Jahren sehr verbessert. Das Therapieziel ist, die Symptome vollkommen zurückzudrängen, oder die Krankheit möglichst zum Stillstand zu bringen. Der Rheumatologe stellt dazu eine Therapie zusammen, die auf den Patienten zugeschnitten ist. In der Folge prüft er zusammen mit dem Hausarzt, ob diese Therapie wirkt.
Medikamentöse Therapie
Es gibt sehr viele unterschiedliche Mittel mit verschiedenen Wirkungen und Nebenwirkungen. Bei Erkrankungsbeginn mit vielen entzündeten Gelenken werden Glukokortikoide (Kortison) eingesetzt. Sie bekämpfen die Entzündung und damit Schmerzen und Schwellungen der Gelenke sehr rasch. Die Betroffenen sollten die Kortisontherapie jedoch wegen der Nebenwirkungen der Präparate, wenn sie über Monate und Jahre eingenommen werden, nach Angaben ihres Arztes in Tagen bis Wochen in der Dosis schnellstmöglich vermindern und nach sechs Monaten möglichst ganz absetzen. Bei jahrelanger Therapie mit Kortison gestaltet sich das Ausschleichen der Therapie schwieriger und darf immer nur so geschehen, wie es der Arzt vorschreibt.
Am wichtigsten in der Therapie ist, dass der Patient gut mit sogenannten Basismedikamenten eingestellt ist. Die Basismedikamente greifen in das Immunsystem ein und verzögern die Zerstörung der Gelenke und unterdrücken sie bestenfalls ganz. Das weltweit am häufigsten eingesetzte Mittel ist Methotrexat (MTX). Daneben stehen Leflunomid, Sulfasalazin und Hydroxychloroquin zur Verfügung. Die Wirkung dieser tradionellen Basismedikamente setzt nicht sofort ein, sondern tritt erst nach Wochen ein. Daher ist das Kortison zu Beginn der Therapie mit seiner sofortigen Wirkung notwendig.
Große Fortschritte in der Therapie hat in den vergangenen Jahren eine neue Gruppe von Basismedikamenten gebracht, die sogenannten Biologika. Das sind biotechnologisch hergestellte Eiweißsubstanzen, die Entzündungen im Körper unterdrücken. Sie wirken rascher als die traditionellen Basismedikamente und führen bestenfalls zum Stillstand der Erkrankung. Da sie Eiweiße sind, müssen sie gespritzt werden, sonst würden sie im Magen verdaut. Die Betroffenen können das meist selbst tun.
Biologika und Methotrexat werden häufig kombiniert, um eine noch stärkere Wirkung zu erzielen. Da der Patentschutz einiger Biologika abgelaufen ist, stehen jetzt die sogenannten Biosimilars zur Verfügung. Sie sind dem Original-Biologikum ähnlich, aber nicht gleich. Eine völlig neue Gruppe der Basismedikamente, die Janus-Kinase-Hemmer, wird seit 2017 in Deutschland eingesetzt. Sie wirken direkt in der Immunzelle und können wieder als Tablette geschluckt werden. Um die Nebenwirkungen einzuschränken, bedürfen die Betroffenen mit einer medikamentösen Therapie engmaschiger Kontrollen bei ihrem Hausarzt oder dem Rheumatologen. Standardisierte Kontrollprogramme stehen zur Verfügung.
Nicht medikamentöse Therapie
Es gibt viele Möglichkeiten, die medikamentöse Behandlung von rheumatoider Arthritis zu ergänzen. Dazu zählt zum Beispiel die Physiotherapie (Krankengymnastik). Sie stärkt die Muskeln, verhindert, dass Gelenke steif werden, und sorgt so dafür, dass die Patienten beweglich bleiben. In der Ergotherapie lernen Patienten, wie sie ihre Gelenke entlasten und trainieren, oder wie sie Hilfsmittel einsetzen. Auch orthopädische Hilfen wie Einlagen, Gehstützen oder Schienen können Patienten den Alltag erleichtern.
Teil einer Therapie ist oft auch eine psychologische Behandlung. Sie hilft den Betroffenen, die Krankheit und den Schmerz sowie häufig auch depressive Stimmungslagen und Ängste zu bewältigen. Auch eine gesunde Ernährung kann den Verlauf der Krankheit beeinflussen. Gesunde Ernährung bedeutet wenig rotes Fleisch, viel Fisch, Gemüse und Obst. Menschen mit rheumatoider Arthritis sollten ihren Lebensstil ändern. Dazu gehört, dass sie sich so viel wie möglich bewegen, um ihre Gelenke fit zu halten.
Bewegungsprogramme (Funktionstraining), die auf rheumakranke Menschen zugeschnitten sind, werden von der Rheuma-Liga angeboten. Übergewichtige sollten ein normales Körpergewicht anstreben und Raucher sollten das Rauchen einstellen.
Operation
Unter bestimmten Voraussetzungen kann es sinnvoll sein, die von einer rheumatoiden Arthritis befallenen Gelenke, Sehnen oder Schleimbeutel zu operieren. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen.Vor allem große Gelenke lassen sich durch eine Prothese ersetzen. Diese Möglichkeit besteht zum Beispiel bei schweren Schäden an der Hüfte, der Schulter oder dem Knie, aber auch bestimmten kleineren Gelenken an Fingern und Zehen. Mit einer Prothese bleiben die Gelenke beweglich, und die Patienten haben weniger Schmerzen.