Bei Verletzungen oder Erkrankungen kann es durch die ausgelösten Schmerzen zu einer starken Einschränkung des täglichen Lebens kommen. Die Probleme im Bewegungsapparat sind durch die verschiedenen Angriffspunkte vielfältig – allerdings auch die Lösungen.
Derzeit wird coronabedingt vermehrt im Home-Office gearbeitet, wodurch es häufig zu muskulären Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich kommt. Oft ist dies auf Bewegungsmangel und Fehlhaltungen zurückzuführen. Wenn ein Großteil des Tages sitzend verbracht wird, sollte auf Folgendes geachtet werden: ein geeigneter Arbeitsplatz (aufrecht sitzen, Bildschirm auf Augenhöhe), regelmäßiges Aufstehen und Bewegen, Dehn- und Kräftigungsübungen durchführen. Bei Verspannungen kann durch Wärme Linderung erreicht werden. Dafür bieten sich beispielsweise Wärmepflaster mit Eisenpulver oder Capsaicin an.
Capsaicin führt einerseits zu einer verstärkten Durchblutung und Entspannung des Muskels, andererseits zu einer Übererregung von Nozizeptoren mit nachfolgender Desensibilisierung, wodurch die Rezeptoren weniger empfindlich auf Schmerzreize reagieren.
Häufig treten auch Muskelkrämpfe auf, fast jeder ist im Laufe des Lebens davon betroffen. Definitionsgemäß handelt es sich um eine unwillkürliche Muskelkontraktion mit spürbarer Verhärtung. Schmerzhaft, aber nur kurz andauernd und selbstlimitierend. Regelmäßige Krämpfe können allerdings eine Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. Besonders betroffen sind die Wadenmuskeln, die oft in der Nacht krampfen. Auslöser sind unter anderem: Salzverlust durch Schwitzen beim Sport, Alkohol, Medikamente wie Betasympathomimetika und Statine oder auch endokrine Erkrankungen. Wichtig ist eine Abgrenzung zu Muskelkontraktionen anderer Genese wie zentrale Störungen der Motorik oder ischämischer Muskelschmerz.
Als Therapie sind besonders Dehnübungen zu empfehlen, sowohl regelmäßig zur Vorbeugung als auch bei akut auftretenden Krämpfen. Nach der Belastung kann eine Massage vorbeugend wirken. Als nebenwirkungsarme orale Therapie bietet sich die Gabe von Magnesium an (Achtung bei Niereninsuffizienz und Herzrhythmusstörungen!). Bei sehr schmerzhaften, häufigen Muskelkrämpfen kann der Arzt zudem auf Chininpräparate zurückgreifen. Die Therapie mit Chininsulfat oder Hydrochinon ist wirksam, es gibt allerdings seltene schwerwiegende Nebenwirkungen wie Störungen der Gerinnung und Verlängerung des QT-Intervalls.
Vom Impingementsyndrom bis zur Frozen Shoulder
Bei Schulterschmerzen ist häufig die Rotatorenmanschette betroffen. Sie besteht aus vier Muskeln und ist gemeinsam mit Bändern, Knorpeln und Knochen für die hohe Beweglichkeit des Schultergelenks verantwortlich. Lagert sich Kalk in die Sehnen ein, kann eine sogenannte Kalkschulter entstehen. Diese ist grundsätzlich selbstlimitierend, kann aber bei unvollständiger Ausheilung auch längerfristige Beschwerden verursachen.
Ein weiteres Problem in dem Bereich ist das sogenannte Impingementsyndrom. Dabei wird der Schleimbeutel eingeklemmt. Die Patienten berichten vor allem beim Heben des betroffenen Arms von Schmerzen. Die Behandlung erfolgt in der Regel konservativ, beispielsweise mit NSAR und Physiotherapie. Sind die Schulterschmerzen sehr stark – häufig in der Nacht oder bei Bewegung –, und die Schulter lässt sich passiv frei bewegen, aktiv jedoch mit Kraftverlust, kann eine Rotatorenmanschettenruptur der Auslöser sein. Dabei handelt es sich um einen Sehnenriss, der entweder vollständig oder nur teilweise erfolgen kann. Jüngere Personen sind seltener und meist nur als Folge einer Verletzung betroffen; im höheren Alter kann durch eine Vorschädigung und Ausdünnung der Sehne bereits durch einen einfachen Sturz eine Ruptur entstehen. Die Behandlung kann mithilfe von NSAR zur Schmerzreduktion, Physiotherapie und Infiltration mit Kortison oder auch operativ erfolgen.
Weitere Ursachen für Schulterschmerzen sind unter anderem die Schulterluxation (die Schulter ist eines der am häufigsten von einer Ausrenkung betroffenen Gelenke), arthrotische Beschwerden (Omarthrose) und die Frozen Shoulder. Die Schulter „friert ein“, ist schmerzhaft, die Beweglichkeit nimmt ab. Diesem Phänomen liegt eine Fibrosierung der Gelenkkapsel zugrunde. Es ist grundsätzlich selbstlimitierend, kann aber lange andauern. Behandelt werden kann mit schmerzlindernden Entzündungshemmern und Physiotherapie.
PECH-Regel und Schmerzlinderung für die Knie
Nicht nur Bewegungsmangel, sondern auch ein zu hohes Trainingspensum und falsch ausgeführte Bewegungsabläufe können uns zu schaffen machen. Besonders anfällig für Verletzungen ist, gerade im Winter beim Schifahren, das Kniegelenk. Am häufigsten tritt dabei die vordere Kreuzbandruptur auf. Die akuten Symptome können dabei unter anderem ein Zerreißgefühl und -geräusch, Gangunsicherheit, Schmerzen und eine Hemmung der Kniestreckung und -beugung umfassen. Sofortmaßnahmen bei dieser Verletzung sind – analog der PECH-Regel – Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Bei der Kühlung mit Cold-Packs ist immer darauf zu achten, dass es nicht direkt auf die Haut gelegt, sondern beispielsweise in ein Stück Stoff eingeschlagen wird. Somit werden lokale Kälteschäden vermieden.
Wenn das Wetter wieder schöner wird, die Temperaturen steigen und es uns ins Freie zieht, ist ebenfalls Vorsicht geboten: Vor allem beim Laufsport, der im Lockdown große Begeisterung erlangt hat, sind die Knie einer hohen Belastung ausgesetzt. Nicht selten kommt es bei einer Überbelastung zum patellofemoralen Schmerzsyndrom (PFS), auch als Runner’s Knee bekannt. Davon können sowohl Laufanfänger als auch Langzeitläufer und andere Sportler betroffen sein. Die Schmerzen treten vor allem beim Laufen, Bergabgehen oder Treppensteigen auf.
Hingegen sind beim normalen Gehen selten Beschwerden zu beklagen. PFS wird meist nicht durch ein Trauma ausgelöst, vielmehr kommt es schleichend zu den genannten Beschwerden. Als Behandlung bieten sich bestimmte Dehn- und Kräftigungsübungen der Bein- und Hüftmuskulatur an. Bevorzugt sollte dabei ein Physiotherapeut die Rehabilitation begleiten. Zur kurzfristigen Schmerzlinderung können unter Berücksichtigung der individuellen Risikofaktoren NSAR eingesetzt werden.
Andere Ursachen für Knieschmerzen reichen von Patellaluxation und Meniskusschäden über Schleimbeutelentzündungen und Infektionen zu Gonarthrose. Die Gonarthrose ist eine häufig im Alter auftretende degenerative Erkrankung, bei der es zu einem Umbau der Strukturen und Verlust der Knorpelmasse im Kniegelenk kommt. Damit verbunden sind Schmerzen und ein fortschreitender Funktionsverlust. Wichtige Präventivmaßnahmen umfassen gelenkschonende Bewegung und Gewichtsreduktion. Die Therapieoptionen sind vielfältig und reichen von medikamentöser Behandlung über Physio- und Ergotherapie zu operativen Eingriffen. Bei symptomatischer Gonarthrose empfiehlt sich, zunächst mit topisch applizierten NSAR zu therapieren.
In mehreren Studien wurde eine deutliche Wirksamkeit bezüglich Analgesie und Funktionsverbesserung bei Kniearthrose gezeigt. Für Diclofenac wurde eine vergleichbare Wirksamkeit von oraler und topischer Anwendung belegt, die gastrointestinalen Nebenwirkungen waren bei topischer Applikation geringer ausgeprägt. Kurzfristig können bei nicht ausreichender analgetischer Wirkung auch orale NSAR zum Einsatz kommen. Bei Nichtansprechen der NSAR stehen dem Arzt weitere Möglichkeiten zur Verfügung, wie die Behandlung mit Kortikosteroiden oder Opioiden. Auch die Gabe von Glucosamin kann erwogen werden, hier sollte es innerhalb von drei Monaten zu einer Besserung der Symptome kommen. Aus Richtung der Naturheilkunde gibt es Empfehlungen zur Anwendung von Beinwellextraktgel und Schlammpackungen, beides hat eine gute Wirksamkeit. Paracetamol sollte nicht angewendet werden, da es bei Patienten mit Gonarthrose keine signifikante analgetische Wirkung zeigt.
Wann zum Arzt?
In der Apotheke sollten Patienten mit Schulter- oder Knieschmerzen zum Arzt geschickt werden bei: verletzungsbedingten Schmerzen, starker Bewegungseinschränkung, Schwellungen, Rötungen, Wärme, neurologischen Problemen (Taubheitsgefühl, Kribbeln), Schmerzen in mehreren Gelenken, Fieber und wenn sich die Beschwerden verschlechtern oder lange andauern. Bei Symptomen, die auf rheumatoide Arthritis hindeuten, wie Schmerzen (im Gegensatz zu Arthroseschmerzen oft auch in Ruhe), Schwellung und Steifheit (vor allem an Hand-, Finger- und Zehengrundgelenken), sollte ebenfalls sofort der Arzt konsultiert werden. Hier ist ein frühzeitiger Therapiebeginn wichtig. Bei Ausstrahlen der Schulterschmerzen in den Arm und Alarmsymptomen wie Brustschmerz und Atemnot muss an einen Herzinfarkt gedacht und der Notruf gewählt werden.