Rheuma ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen. Welche dazu gehören, ist nicht einheitlich geregelt. Weil der Begriff so unscharf ist, wird er als medizinische Krankheitsbezeichnung heute nicht mehr verwendet. Auch die Bezeichnung «Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises» ist nicht klar definiert. Nach einer gängigen Definition sind damit eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen gemeint, die meist auf einem Autoimmunprozess beruhen und oft, aber nicht zwingend mit Gelenkentzündung (Arthritis) und -schmerzen einhergehen; häufigstes Beispiel dafür ist die rheumatoide Arthritis. Oft wird die rheumatoide Arthritis sogar mit Rheuma gleichgesetzt und damit von anderen Gelenkerkrankungen abgegrenzt, etwa der Arthrose. Anderen Einteilungen zufolge werden alle Formen der Gelenkentzündung (Arthritis) oder auch sämtliche Gelenkerkrankungen einschließlich der Arthrose als Rheuma bezeichnet. Nach einer älteren Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählen zu den rheumatischen Erkrankungen vier Hauptgruppen schmerzhafter Erkrankungen des Bewegungssystems, also der Gelenke, Knochen und Weichteile wie Muskeln und Bänder:
- Entzündlich-rheumatische Erkrankungen
- Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
- Weichteilrheumatismus
- Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden
In diesem sehr weit gefassten Sinn umfasst «Rheuma» also einen großen Teil aller Erkrankungen des Bewegungssystems (muskuloskelettale Erkrankungen), Tumorerkrankungen und Infektionskrankheiten ausgenommen. Die moderne Medizin kennt mittlerweile über 400 eigenständige Krankheitsbilder, die unter diese Definition fallen. Der Begriff Rheuma gehört übrigens zu den ältesten schriftlich bezeugten Krankheitsbezeichnungen. Bereits der große Arzt der griechischen Antike Hippokrates von Kos (460–370 v. Chr.) hat ihn verwendet. Das Wort Rheuma geht auf das griechische Verb «rheo» (fließen) zurück und beschreibt damit ziehende, reißende Schmerzen im Bereich der Gelenke.
Symptome
Gelenkschmerzen, die auf einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung beruhen, sind abnützungsbedingten Arthroseschmerzen und einer Gelenkentzündung bei Gicht oft sehr ähnlich. Auch Gelenksteifigkeit kann bei allen Gelenkerkrankungen hinzukommen. Das Befallsmuster, das heißt, welche Gelenke betroffen sind, kann bei der Unterscheidung helfen. So sind bei der rheumatoiden Arthritis zu Beginn typischerweise symmetrisch die Handgelenke und die ihnen am nächsten gelegenen Fingergelenke von Schmerzen, Steifigkeit und Schwellungen betroffen, später kommen andere Gelenke hinzu, etwa die Knie-, Schulter- oder Hüftgelenke.
Auch gelenknahe Weichteile wie Bänder und Sehnenansätze sind bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen häufig betroffen, schmerzen oder sind geschwollen. Auf eine entzündlich-rheumatische Erkrankung mit Beteiligung der Blutgefäße kann eine Raynaud-Symptomatik hinweisen; dabei ziehen sich die Blutgefäße der Finger oder Zehen bei Kälte, etwa durch Berührung mit einem kalten Gegenstand, reflexartig zusammen. Das schmerzt in den Endgliedern und verfärbt sie zunächst weiß, dann bläulich-violett. Die Arthrose befällt am häufigsten das Kniegelenk und andere größere Gelenke. Typisch für die Gicht ist ein anfallsartig schmerzendes, geschwollenes und gerötetes Großzehengrundgelenk.
Bei entzündlichen Gelenkerkrankungen können Fieber oder starkes nächtliches Schwitzen auf die richtige diagnostische Fährte führen. Auch Blutuntersuchungen können bei Hinweisen auf einen entzündlichen Prozess, eine Infektion oder eine Stoffwechselerkrankung zielführend sein. Wenn die Symptome nicht eindeutig in eine bestimmte Richtung weisen, ist die Untersuchung durch einen Rheumatologen empfehlenswert. Funktionelle Erkrankungen des Bewegungssystems, wie unspezifische Rückenschmerzen, können in der Regel aufgrund einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung, Art und Verlauf der Beschwerden von anderen Erkrankungen abgegrenzt werden. Bei somatoformen Störungen ist die Dauer der Erkrankung kennzeichnend sowie das Fehlen einer organischen Ursache, die die Symptome hinreichend erklären würde, und häufig liegen auch begleitende psychische Symptome vor, wie ein Burn-out oder eine Depression.
Ursachen, Risikofaktoren, Häufigkeit
Da der Begriff Rheuma verschiedene Erkrankungen umfasst, können unterschiedliche Ursachen für deren Entstehung verantwortlich sein. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen unter entzündlich-rheumatischen Erkrankungen versteht man heute eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen, die meist auf einem Autoimmunprozess beruhen. Das heißt, sie entstehen aufgrund einer Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems.
Die «Körperpolizei», die eigentlich für die Bekämpfung von Eindringlingen wie Bakterien oder Viren zuständig ist, richtet sich daraufhin gegen körpereigenes Gewebe, wie die Schleimhaut in den Gelenken, Sehnen-, Muskel- oder Nervengewebe. Das führt zu einer lang anhaltenden Entzündungsreaktion, einschliesslich Schmerzen und Schwellungen, manchmal auch Fieber. Gelenkentzündung (Arthritis) und -schmerzen stehen bei den häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Vordergrund. Dazu gehören die rheumatoide Arthritis (früher primär chronische Polyarthritis), die Gelenkentzündung bei Schuppenflechte (Psoriasisarthritis) und die Spondylarthritis, bei der die Zwischenwirbelgelenke des Rückgrats betroffen sind.
Die häufigste Form der Spondylarthritis heißt Morbus Bechterew. Ebenfalls zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zählen die Kollagenosen. Bei diesen relativ seltenen Erkrankungen sind vor allem verschiedene Bindegewebe, unter anderem der Haut, und die Innenauskleidung der Blutgefäße vom Autoimmunprozess betroffen. Unter die Kollagenosen rechnet man unter anderem den Lupus erythematodes, die Polymyositis und Dermatomyositis sowie das Sjögren-Syndrom. Steht der Befall der Blutgefäße im Vordergrund, dann spricht man von einer Vaskulitis, das heißt einer Gefäßentzündung, die wiederum den Prozess der Arteriosklerose beschleunigt.
Andere Autoimmunerkrankungen
Andere Autoimmunerkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder autoimmun bedingte Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) werden zwar nicht ausdrücklich zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gezählt, man weiß aber heute, dass sie auf ähnlichen Fehlsteuerungen im Immunsystem beruhen, dass sie auch häufig mit Gelenkentzündungen einhergehen und oft auf dieselben Behandlungen ansprechen. Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, Degenerative Gelenkerkrankungen bezeichnet man als Arthrose. Sie beruht in der Regel auf dem allmählichen, altersabhängigen Verschleiß des Gelenkknorpels. Auch die Wirbelsäule, besonders deren Gelenke und die Bandscheiben können unter Verschleiß leiden.
Das ist eine mögliche Ursache von Rückenschmerzen und Nackenschmerzen. Funktionelle muskuloskelettale Erkrankungen wie Weichteilrheumatismus Eine der häufigsten Ursachen von Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen und Nackenschmerzen sind funktionelle Erkrankungen des Bewegungssystems. Dazu zählen unter anderem Schmerzen durch Fehlbelastungen oder eine gestörte Schmerzverarbeitung. Bei somatoformen Störungen liegt kein körperlicher Defekt vor, der die lang anhaltenden Beschwerden ausreichend erklären könnte; seelische sowie zwischenmenschliche Faktoren haben einen entscheidenden Anteil an deren Entstehung. Vermutlich ist auch das, was früher als Weichteilrheumatismus oder Fibromyalgie bezeichnet wurde, eine somatoforme Erkrankung.
Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden Zu den Stoffwechselerkrankungen, die mit muskuloskelettalen Beschwerden einhergehen, zählt unter anderem die Gicht. Dabei ist zu viel Harnsäure im Blut, die Kristalle im Gelenk bildet. Die Folge ist eine Gelenkentzündung. Ein weiteres Beispiel für eine stoffwechselbedingte muskuloskelettale Erkrankung ist die Osteoporose. Durch eine Störung des Knochenstoffwechsels werden die Knochen mürbe. Das kann zu Knochenbrüchen, etwa in der Wirbelsäule, führen.