Ursache einer Arthrose ist stets eine mechanische Überlastung des Gelenkknorpels. Die abbauenden Prozesse und Einflüsse überwiegen die Fähigkeit des Knorpels zur Regeneration. Die Ursachen können beispielsweise in der beruflichen oder sportlichen Lebensgestaltung liegen. Aber auch Fehlstellungen und geschädigte Bänder und Weichteilstrukturen können diese übermäßige Beanspruchung des Knorpels verursachen.
Da die Knorpelschicht keinerlei sensible Nervenendigungen als Schmerzfühler enthält, nehmen Betroffene Schäden am Knorpel erst wahr, wenn die Defekte bereits bis zum unter dem Knorpel liegenden Knochen reichen. Die außen liegende Knochenhaut (Periost) ist sehr druckempfindlich und reagiert auf Gelenkbewegungen mit starken Schmerzen.Die Funktion der Gelenkknorpel verschlechtert sich zusätzlich altersbedingt durch verschiedene Abbauprozesse. Ist der Gelenkverschleiß überdurchschnittlich weit fortgeschritten, liegt eine behandlungsbedürftige Arthrose vor.
Arthrose ist eine Krankheit, bei der das natürliche Gleichgewicht zwischen knorpelabbauenden und knorpelregenerierenden Prozessen im Körper gestört ist. Bei Arthrose wird die gleitfähige Knorpelschicht, welche die Gelenkflächen schützend und stoßdämpfend umgibt, immer dünner und rissiger. Das Gewebe des Gelenkknorpels verliert seine Fähigkeit, Wasser einzulagern. Die Wassereinlagerung sorgt für die Elastizität und Robustheit des Knorpelgewebes. Die Gelenkfläche ist dadurch nicht mehr glatt, sondern wird rau und rissig.
Synonyme zu Arthrose
- Gelenkverschleiß
- degenerative Gelenkerkrankung
- Arthrosis deformans (“verunstaltetes Gelenk”)
- Osteoarthrose
- engl.: osteoarthrosis, osteoarthritis
Durch die bei Arthrose erhöhte Reibung im Gelenk löst sich Knorpelmaterial aus den Gelenkflächen. Nach dem kompletten Knorpelverlust kommen sogar Knochensplitter hinzu. Darstellung eines gesunden Gelenks verglichen mit dem Frühstadium und Spätstadium einer Arthroseerkrankung. Die Gelenkhöhle ist innen mit der Synovialmembran ausgekleidet, die eine zähe Flüssigkeit (Synovia) produziert. Diese Gelenkschmiere sorgt für eine reibungslose Beweglichkeit zwischen den Gelenkknochen. Eine Gelenkkapsel und stabilisierende Bänder umgeben das Gelenk. © Gelenk-Klinik
Dieser Knorpelabrieb kann zur aktivierten Arthrose – also einer mit Entzündungen kombinierten Arthrose – führen. Das Gelenk schwillt an, erwärmt sich und wird infolge der entzündlich aktivierten Arthrose empfindlich und schmerzt. Die für eine aktivierte Arthrose charakteristische Entzündungsreaktion beschleunigt durch entzündungsfördernde Botenstoffe den weiteren Knorpelabbau.
Welche Gewebe schädigt Arthrose?
Arthrose ist eine Erkrankung, die nicht auf den Gelenkknorpel beschränkt bleibt. Bei fortgeschrittener Arthrose schädigt der Gelenkverschleiß auch die umliegenden Gewebe des Gelenks:
- Knochen,
- Bänder und
- Gelenkkapsel.
Durch den Knorpelabbau verliert das Gelenk seine natürliche Form (Arthrosis deformans). Es können Fehlstellungen entstehen und bereits vorhandene Fehlstellungen werden durch Arthrose verstärkt. Die sich entwickelnden Entzündungen und die veränderte mechanische Belastung führen im weiteren Arthroseverlauf zur Reizung des benachbarten Knochens. Knochenneubildungen (Osteophyten) entstehen am Rand der Gelenkflächen.
Der Knochen unter der am stärksten belasteten Knorpelschicht verdickt sich häufig. Mediziner sprechen von einer subchondralen Sklerose oder Sklerosierung. An stark belasteten Arealen kann es zur Auflösung von Knochengewebe kommen; es bilden sich Knochenzysten oder Geröllzysten. Diese arthrosebedingten Änderungen der Knochenstruktur sind im Röntgenbild sehr gut sichtbar.
Entzündungsvorgänge schädigen zudem die Bänder und Sehnen, die das Gelenk stabilisieren und führen. Die Patienten leiden unter Schmerzen und schonen die betroffenen Gelenke. Langfristig bildet sich die umliegende Muskulatur zurück. Das Gelenk wird nicht mehr effizient durch straffe Bänder und starke Muskulatur geführt. Die Fehlbelastung verstärkt den Knorpelabrieb und der Arthroseprozess schreitet fort – ein Teufelskreis beginnt.
Langfristig kann Arthrose zu einer vollständigen, schmerzhaften Versteifung des Gelenks führen. Durch Ausweichbewegungen und Schonhaltung schädigt diese Versteifung indirekt die benachbarten Gelenke oder die Gelenke auf der Gegenseite des Körpers. Man spricht in diesen Fällen von einer Begleitarthrose.
An welchen Gelenken kommt Arthrose vor?
Arthrose kann in allen Gelenken des Körpers in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Die Beschwerden des Patienten und seine optimale Behandlung hängen stark vom erkrankten Gelenk und dem Schweregrad der Erkrankung ab.
Untersuchungen des Robert Koch-Instituts zwischen 2008 und 2011 ergaben, dass bei Personen mit Arthrose am häufigsten das Kniegelenk betroffen war: Mehr als die Hälfte berichteten von einer Kniearthrose und etwa ein Viertel von einer Hüftarthrose. Fingerarthrose bestand bei einem Drittel der Frauen und einem Siebtel der Männer. Jeder zweite Patient litt unter Arthrose in mehr als einem Gelenk, einer sogenannten Polyarthrose.
- Wirbelsäulenarthrose: Facettengelenksarthrose oder Spondylarthrose
Die Facettengelenke verbinden die Dornfortsätze der Wirbelkörper gelenkig miteinander und können verschleißen. Die einzelnen Facettengelenke reiben beim Facettengelenksyndrom schmerzhaft aufeinander, da die dämpfende Knorpelschicht fehlt. - Bandscheibenvorfall: Diskusprolaps
Die Bandscheiben der Wirbelsäule können degenerieren und die Beweglichkeit der Wirbelkörper gegeneinander erhöhen. Die Wirbelsäule reagiert darauf mit Knochenneubildung (Spondylophyten), die die Überbeweglichkeit der Wirbelsäule wieder aufhebt. - Schulterarthrose: Omarthrose
Die Schulterarthrose tritt relativ selten auf. Die Patienten mit Arthrose in der Schulter sind meistens älter als Patienten mit Arthrose der unteren Extremitäten. - Hüftarthrose: Coxarthrose
Die Arthrose des Hüftgelenks wird häufig verursacht durch eine Hüftdysplasie, Blockaden im Gelenk (Hüftimpingement) oder Knorpelverletzungen durch Unfälle. - Fingerarthrose (Heberdenarthrose) und Arthrose des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose)
Die Arthrose der Fingergelenke und des Daumensattelgelenks ist verbunden mit verminderter Kraft, Geschicklichkeit und Haltefähigkeit in Hand und Fingergelenken. - Ellenbogenarthrose: Cubitalarthrose
Bei der eher seltenen Ellenbogenarthrose liegt der Auslöser meist in fehlverheilten Brüchen in Ellbogennähe. - Kniearthrose: Gonarthrose
Gonarthrose ist die Arthrose des Kniegelenks. Die Kniearthrose kann im ganzen Gelenk auftreten oder lediglich in einer Kammer (Kompartiment) des Kniegelenks: Die mediale Arthrose im Knie betrifft das innere Kompartiment, die laterale Arthrose liegt an der Außenseite des Kniegelenks und die retropatellare Arthrose ist hinter der Kniescheibe (Patella) lokalisiert. - Arthrose im Sprunggelenk
Die Arthrose im Sprunggelenk tritt bereits bei relativ jungen Patienten auf, häufig als Folge von Sportunfällen. - Fußwurzelarthrose: Arthrose des Lisfranc-Gelenks
Häufig sind bei einer Fußwurzelarthrose die Gelenke zwischen Fußwurzel und Mittelfuß betroffen, Tarsometatarsal- oder Lisfranc-Gelenke. Der oft ohne erkennbare Ursache auftretende Knorpelverschleiß betrifft in der Hauptsache Frauen. - Arthrose des Großzehengrundgelenks: Hallux rigidus
Als Folge eines Spreizfußes mit Hallux valgus kann sich die Großzehengrundgelenksarthrose entwickeln.
Arthrose oder Arthritis – was ist der Unterschied?
Für Arthrosen ist der kontinuierliche Knorpelabbau im Gelenkspalt charakteristisch. Dieser Knorpelabbau wird beschleunigt durch Knorpelverletzungen in den Gelenkflächen, Fehlstellungen oder Fehlbelastungen der Gelenke. Betroffene leiden typischerweise unter Anlauf- und Belastungsschmerzen.
Arthritis ist ebenfalls mit Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit der Gelenke verbunden. Bei Arthritis liegt die Ursache jedoch in entzündlichen Prozessen in den Gelenken. Die Beschwerden bei Arthritis treten in Ruhe oder nachts auf und sind die Folge von Infektionen, Autoimmunerkrankungen (Rheuma) oder Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Gicht.
Verbreitung der Arthrose in Deutschland
Arthrose ist in Deutschland und auch weltweit die häufigste Gelenkerkrankung. Eine Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2017 zeigt, dass etwa jede 5. Frau und jeder 7. Mann über 18 Jahren unter Arthrose leiden. Im jüngeren Erwachsenenalter (unter 30 Jahren) ist Arthrose sehr selten. Dieser Anteil steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an: Über 65 Jahren sind knapp die Hälfte der Frauen und fast ein Drittel der Männer von Arthrose betroffen.
Forscher gehen aufgrund der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung von einer weiter steigenden Prävalenz der Arthrose in der Gesellschaft aus. Dies bedeutet ‒ neben den körperlichen und seelischen Belastungen für die Patienten ‒ einen hohen wirtschaftlichen Kostenaufwand.