Neue Behandlungsmethoden bei Arthrose
Eine Einführung in neue Behandlungsmethoden bei Arthrose.
Arthrose: Behandlung
Was hilft bei Arthrose? Für die meisten Patienten ist das die zentrale Frage. Die klare Antwort: Bisher gibt es keine Arthrose-Behandlung, die einen geschädigten Knorpel wieder herstellen kann. Die Arthrose-Behandlung kann also nur die Symptome der Erkrankung lindern. Außerdem soll sie verhindern, dass der Gelenkverschleiß weiter fortschreitet. Denn die Erkrankung hinterlässt mit der Zeit auch in der Nachbarschaft des verschlissenen Gelenks ihre Spuren: Es entstehen Schäden in der Gelenkkapsel, am Knochen und an der Muskulatur.
Prinzipiell umfasst die Arthrose-Behandlung konservative und operative Verfahren. Der behandelnde Arzt wählt passend für jeden Patienten die geeignetsten Methoden aus. Er berücksichtigt dabei unter anderem, welches Gelenk betroffen ist, wie ausgeprägt der Gelenkverschleiß ist und wie stark die Beschwerden sind. Auch Sie selbst können Vieles gegen die Arthrose tun.
Arthrose: Konservative Behandlung
Die konservative Arthrose-Behandlung soll Schmerzen lindern, Entzündungen bekämpfen und die Muskelkraft und Koordination stärken. Steife Gelenke sollen wieder beweglicher und falsche Belastungen ausgeglichen werden.
Gelenke bewegen
Regelmäßige Bewegung hält die Gelenke beweglich. Deshalb sollten Menschen mit Arthrose Sport in ihren Alltag einbauen, zum Beispiel Schwimmen. Besonders geeignet sind Kraulen und Rückenschwimmen. Dabei trainiert man die Gelenke, ohne sie zu sehr zu belasten. Aus demselben Grund empfehlen Experten auch Wandern in der Ebene und Radfahren.
Weniger geeignet bei Arthrose sind Sportarten mit abrupten, hohen Gelenkbelastungen, extremen Bewegungen oder einem hohen Verletzungsrisiko. Dazu zählen zum Beispiel Tennis, Eislauf, Fußball, Handball, Karate und Boxen.Verbände, elastische Bandagen, weiche Schuhsohlen und Gehstützen entlasten die Gelenke. Ähnlich helfen auch Orthesen. Das sind spezielle Lagerungsschienen für Gelenke. Sie verhindern schmerzhafte Bewegungen. Allerdings sind Orthesen wenig beweglich und sollten nur kurzfristig getragen werden, damit das Gelenk nicht versteift.
Bei Übergewicht sollten Sie versuchen, etwas abzunehmen. So müssen Ihre Gelenke weniger Gewicht tragen. Regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung helfen beim Gewichtsabbau.
Physikalische Arthrose-Therapie
Das Wirkprinzip der physikalischen Therapie beruht darauf, mithilfe von äußeren Reizen wie Wärme, Kälte, Druck oder Zug natürliche Reaktionen des Körpers hervorzurufen. Mit Wärme aus Heizkissen, Moor-Packungen, Fango, Bädern oder Infrarotlicht lassen sich chronische Schmerzen bei Arthrose behandeln. Akute Beschwerden wie Schwellungen können kalte Eispackungen oder kühle Moor-Packungen lindern.
Außerdem ist Krankengymnastik hilfreich, weil sie die Muskulatur stärkt. Empfehlenswert sind auch Massagen. Sie lösen Spannungen und verbessern die Durchblutung.
Medikamente gegen Schmerzen und Entzündungen
Schmerzende Arthrose-Gelenke können mit schmerzlindernden Salben, Cremes oder Gels aus der Apotheke eingerieben werden.
Als Schmerzmittel verschreibt der Arzt meist nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen. Sie helfen oft schon in Form einer Salbe oder eines Gels (topische NSAR). Falls das nicht ausreicht, gibt es NSAR etwa als Tabletten zum Schlucken (orale NSAR). Wichtig ist, die Schmerzmittel nur in Rücksprache mit dem Arzt einzunehmen. Gerade bei älteren Patienten treten oft Nebenwirkungen auf.
Bei längerer Einnahme verordnet der Arzt zusätzlich Mittel, um die Magenschleimhaut zu schützen, sogenannte Protonenpumpenhemmer. Außerdem überwacht er die Nierenfunktion und den Blutdruck.NSAR hemmen auch mögliche Entzündungen. Die Arthrose ist zwar eine nicht-entzündliche Gelenkerkrankung. Allerdings kann sich das Gelenk im Rahmen einer Arthrose entzünden. Dann sprechen Mediziner von Arthrose-Arthritis oder aktivierter Arthrose. Manchmal spritzt der Arzt gegen eine Entzündung auch Glukokortikoide („Kortison“) in das Gelenk.
Manche Patienten vertragen NSAR nicht, oder die Schmerzmittel wirken nicht ausreichend. Dann kann der Arzt alternativ Hyaluronsäure anwenden. Das ist ein sogenanntes Glykosaminoglykan und ein natürlicher Bestandteil der Gelenkschmiere. Der Arzt spritzt sie direkt in das betroffene Gelenk, um die Schmerzen zu lindern. Wie gut die Hyaluronsäure letztlich wirkt, hängt auch vom jeweiligen Präparat ab.
Auch andere Wirkstoffe könnten möglicherweise Schmerzen lindern und die Gelenkstruktur verbessern, wie Chondroitinsulfat und Glucosamin (natürliche Bestandteile des Gelenkknorpels, erhältlich als Nahrungsergänzungsmittel bzw. Arzneimittel). Allerdings ist ihre Wirksamkeit nicht eindeutig belegt. Deshalb setzt der Arzt diese Stoffe nur ein, wenn die klassische Therapie nicht möglich ist.
In sehr schweren Fällen, wenn keines der Medikamente die Schmerzen lindern kann, verabreicht der Arzt Opioide – das jedoch nur in Ausnahmefällen und über möglichst kurze Zeit, zum Beispiel bis zu einer Operation.
Magnetfeldtherapie
Die Arthrose-Behandlung mittels Magnetfeldtherapie soll Schmerzen lindern, die Gelenke abschwellen lassen und das Wohlbefinden des Patienten steigern. Der Therapeut führt das erkrankte Gelenk in eine Röhre, die ein Magnetfeld erzeugt, oder legt eine elektrische Spule an das Gelenk.
Manche Studien haben gezeigt, dass die Magnetfeldtherapie besonders bei Arthrose im Knie hilfreich sein kann. Aber auch Patienten mit chronischen Beschwerden in mehreren Gelenken (Polyarthritis) profitieren möglicherweise davon. In anderen Studien konnten diese Effekte aber nicht eindeutig belegt werden, weshalb es auch keine Leitlinien-Empfehlung für diese Methode gibt.
Röntgenschmerzbestrahlung (Röntgenreizbestrahlung)
In manchen Fällen empfehlen Experten eine Arthrose-Behandlung mit Röntgenstrahlen, etwa wenn konservative Therapien nicht möglich sind. Die Bestrahlung soll entzündliche Prozesse hemmen und die Durchblutung verbessern. Der Arzt setzt nur sehr geringe Strahlendosen ein, damit die Therapie dem Gewebe weniger schadet. Außerdem wiederholt er die Therapie in bestimmten zeitlichen Abständen. Eine Röntgenschmerzbestrahlung kommt beispielsweise bei Arthrose in den Fingergelenken infrage, etwa bei Rhizarthrose oder Heberden-Arthrose. Es gibt verschiedene Operationsverfahren bei Arthrose. Welches im Einzelfall angewendet wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Eine Rolle spielt zum Beispiel, um welches Gelenk es sich handelt und wie stark der Gelenkverschleiß ist. Auch das Alter, der Allgemeinzustand des Patienten und das Behandlungsziel berücksichtigt der Arzt bei der Auswahl der Operationsmethode.
Lavage und Debridement
Wenn die konservative Therapie nicht anschlägt, kann der Arzt das Gelenk unter Umständen spülen (Lavage) oder sanieren (Debridement). Damit versucht er, die Schmerzen des Patienten zu lindern und das Gelenk wieder stabiler und beweglicher zu machen. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Maßnahmen umstritten. Der Arzt führt sie deshalb nur in manchen Fällen und auf Wunsch des Patienten durch.
Bei der Lavage spült der Arzt das erkrankte Gelenk mit einer Kochsalzlösung. So entfernt er Knorpel- und Gewebefasern sowie andere Partikel, die in der Gelenkflüssigkeit schwimmen. Außerdem kann die Lavage ein entzündetes Gelenk beruhigen.
Beim sogenannten Debridement (englisch: Wundsanierung) glättet er raue Knorpeloberflächen im Arthrose-Gelenk mit einem Skalpell. Zudem entfernt er freie Gelenkkörper, Knorpel- oder Knochenteile. So kann er das Gelenk eventuell wieder beweglicher machen. Außerdem lindert das Debridement akute Schmerzen zumindest vorübergehend.Lavage und Debridement werden meist im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt. Dabei führt der Arzt die Operationsinstrumente durch kleine Schnitte im Gewebe ins Gelenk ein.
Ultraschalltherapie
Zusätzlich zu den traditionellen Behandlungsmethoden kann die Ultraschalltherapie eine vielversprechende Methode zur Bekämpfung von Arthritis sein. Die Ultraschalltherapie ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, die Schallwellen verwendet, um das betroffene Gewebe zu stimulieren und Entzündungen zu reduzieren. Die Schallwellen dringen tief in das Gewebe ein und regen die Durchblutung an, was den Heilungsprozess beschleunigen kann.
In der Ultraschalltherapie werden spezielle Geräte verwendet, um Schallwellen in das betroffene Gelenk zu leiten. Die Schallwellen werden dann vom Gewebe absorbiert und erzeugen eine Wärme, die Entzündungen und Schmerzen reduzieren kann. Die Ultraschalltherapie kann auch die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks verbessern und die Gelenkfunktion wiederherstellen.
Knorpelverbessernde Arthrose-Behandlung
Manchmal bohrt der Arzt die noch vorhandene Knorpeloberfläche im Rahmen einer Gelenkspiegelung an. Im Knorpel befinden sich Zellen, die neues Knorpelgewebe produzieren können. Das Bohren soll die Zellen dazu anregen, das geschädigte Gewebe wiederherzustellen. Dieses neue Knorpelgewebe hat jedoch eine andere Struktur als der ursprüngliche Knorpel und ist nicht ganz so belastbar und widerstandsfähig.
Seit einigen Jahren ist es in bestimmten Fällen auch möglich, Knorpelzellen aus einem gesunden Gelenk zu entnehmen und in das geschädigte Gelenk zu transplantieren. Die Eigenschaften des neuen Knorpels sind dann fast wie die des ursprünglichen.
Korrekturosteotomie
Bei einer Korrekturosteotomie (Umstellungsosteotomie) operiert der Arzt den Gelenkknochen. Er durchtrennt ihn und positioniert ihn um, so dass die Belastung gleichmäßiger auf die Gelenkflächen verteilt ist: Ein Teil der Belastung wird von der Arthrose-Zone auf gesunde Knorpel- und Knochenbereiche verlagert. Meistens operiert der Arzt auch die Gelenkkapsel und die Bänder, um die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern.
Die Korrekturosteotomie führen Ärzte nicht nur bei einer bestehenden Arthrose durch. Sie kann auch Fehlstellungen korrigieren und so einer Arthrose vorbeugen.
Endoprothetischer Gelenkersatz
Wenn sich die Schmerzen durch keine andere Arthrose-Behandlung lindern lassen, kommt ein endoprothetischer Gelenkersatz in Frage. Das heißt: Das geschädigte Gelenk wird durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Vor allem bei Arthrose im Knie- oder Hüftgelenk kann das sinnvoll sein.
Der Arzt entfernt bei dieser Operation die verschlissenen Gelenkteile. Dann ersetzt er sie durch Prothesen aus Metall, Kunststoff oder Keramik (Alloarthroplastik). Es gibt Prothesen, die nur einzelne Gelenkteile ersetzen, und solche für das gesamte Gelenk. Der Arzt verankert sie mit Zement oder Schrauben im vorhandenen Knochen. Bei Bedarf kann er auch die Gelenkstellung korrigieren.
Jede Prothese kann sich nach einiger Zeit lockern. Mit Hilfe regelmäßiger Röntgenaufnahmen lässt sich eine Lockerung rechtzeitig entdecken. Meist muss der Arzt die Prothese dann austauschen.
Arthrodese
Bei der sogenannten Arthrodese versteift der Arzt das Gelenk. Er entfernt zerstörte Gelenkteile und verbindet die Gelenkknochen fest miteinander.Die Arthrodese lindert die Schmerzen des Patienten. Das betroffene Gelenk ist nach dem Eingriff stabiler und gebrauchsfähig, allerdings auch weniger beweglich. Eine Arthrodese kommt deshalb vor allem bei Gelenken in Frage, die der Patient im Alltag nicht so stark bewegen muss.
Das sind etwa Finger-Endgelenke, andere Fingergelenke sowie kleine Gelenke im Bereich der Handwurzel. Auch am Großzehengrundgelenk wird manchmal eine Arthrodese durchgeführt. Nur bei fortgeschrittener Arthrose führt der Arzt eine Arthrodese auch an anderen Gelenken durch.
Resektionsarthroplastik
Bei dieser Form der Arthrose-Operation entfernt der Arzt die geschädigte Gelenkoberfläche und verändert so ihre Form. Manchmal entfernt er auch ganze Knochen. Das Gelenk ist dann weniger funktionsfähig, allerdings schmerzt es auch weniger.
Die Resektionsarthroplastik wird heute nur noch selten angewendet. Sie kommt vor allem bei einer Arthrose am Daumen (Rhizarthrose) in Betracht, wenn die konservative Arthrose-Behandlung erfolglos bleibt. Dabei entfernt der Arzt einen der betroffenen Mittelhandknochen und ersetzt ihn durch körpereigene Sehnen, etwa die Sehnen des langen Daumenmuskels oder des kurzen Handbeugers. Diese Form der Rhizarthrose-Therapie gilt aber nicht als Standard-Methode.
Die Resektionsarthroplastik wird manchmal auch bei einer Arthrose im Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus) oder einer Arthrose zwischen Schlüsselbein und Schulterdach durchgeführt.
Alternative Arthrose-Behandlung
Was hilft bei Arthrose abgesehen von schulmedizinischen Verfahren? Diese Frage stellen viele Patienten. Sie wollen mithilfe alternativer Heilverfahren die Arthrose-Behandlung unterstützen. Obwohl die Wirksamkeit mancher Alternativverfahren wissenschaftlich nicht gesichert ist, helfen sie einigen Patienten gut. Homöopathie, Pflanzenstoffe, Magnetfeldtherapie und Akupunktur sollen die Arthrose-Beschwerden lindern. Manche Betroffene wenden auch Schüßler-Salze an.
Arthrose-Behandlung: Schüßler-Salze und Homöopathie
Einige Arthrose-Patienten vertrauen auf Schüßler-Salze und Homöopathie. Befürworter dieser Konzepte sagen, dass beide Heilverfahren keine Nebenwirkungen haben und sich deshalb für die Selbst-Behandlung von Arthrose eignen.
Schüßler-Salze sollen Arthrose-Symptome lindern und einer Arthrose vorbeugen. Als geeignete Schüßler-Salze bei Arthrose gelten:
- Nr. 1 Calcium fluoratum
- Nr. 2 Calcium phosphoricum
- Nr. 8 Natrium chloratum
- Nr. 9 Natrium phosphoricum
- Nr. 11 Silicea
- Nr. 16 Lithium chloratum
Wenn Patienten beobachten, dass Bewegung ihre Arthrose-Schmerzen lindert, empfehlen Homöopathen beispielsweise Rhus toxicodendron D12. Wenn sich die Gelenkschmerzen durch kaltes Wetter verschlimmern, soll Dulcamara D12 helfen.
Die Konzepte der Homöopathie und der Schüßler-Salze sowie deren spezifische Wirksamkeit sind umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.
Arthrose-Behandlung: Pflanzenstoffe
Seit Jahrhunderten stützt sich die Arthrose-Behandlung auch auf Heilpflanzen. Dazu gehören etwa Afrikanische Teufelskralle, Brennnessel, Beinwell, Weide, Löwenzahn, Cayennepfeffer, Kurkuma und Hagebutte.Arthrose-Beschwerden bessern sich aber meist nur, wenn man die Heilpflanzen über einen langen Zeitraum anwendet. Über die genaue Anwendung und Dosierung berät Sie Ihr Arzt oder Apotheker.
Arthrose-Behandlung: Akupunktur
Das Stimulieren bestimmter Punkte auf der Haut mit Akupunktur-Nadeln soll gestörte Prozesse im Körper wieder normalisieren. Dafür sind meist mehrere Sitzungen notwendig.
Besonders bei Gelenkverschleiß im Knie kann die Akupunktur chronische Schmerzen verringern. Der Effekt hält laut Studien aber meist nur begrenzte Zeit an.
Hausmittel und alternative Heilansätze haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen