Was ist Arthrose?
Als Arthrose bezeichnen Mediziner den Verschleiß eines Gelenks. Der Gelenkknorpel ist abgenutzt und beschädigt. Knorpel und Knochen verändern ihre Form und reiben sich bei einer Bewegung gegenseitig ab.
Am häufigsten tritt die Arthrose an Händen, Knien, Wirbeln und Hüften auf. Es kann jedoch jedes Gelenk erkranken. Außerdem betrifft sie besonders ältere Menschen. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts erkranken gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer ab 60 Jahren an einer Arthrose.
Die Arthrose ist von der sogenannten Arthritis zu unterscheiden. Das ist eine Gelenkentzündung, die mehrere Ursachen haben kann. Wenn sich das Gelenk infolge der Arthrose entzündet, sprechen Mediziner von Arthrose-Arthritis oder aktivierter Arthrose.
Wie entsteht Arthrose?
Arthrose entsteht, wenn ein Gelenk überlastet beziehungsweise lange Zeit belastet ist. Das wirkt sich zunächst auf den Stoffwechsel des Gelenkknorpels aus: Knorpelgewebe wird vermehrt abgebaut und es entstehen Risse und Unebenheiten. Wird das Gelenk nun bewegt, reiben sich die aufgerauten Knorpelschichten gegenseitig ab. Zusätzlich wird die Knorpelsubstanz durch angelockte Enzyme zersetzt. Mit der Zeit verschleißt der Knorpel.
Wird das Gelenk weiterhin stark beansprucht, verändern sich mit der Zeit weitere Strukturen im Gelenkbereich krankhaft: die Gelenkinnenhaut (Membrana synovialis), Knochen und Bänder. Erst dann sprechen Mediziner von einer Arthrose.
In den stärksten Belastungszonen verschwindet der Knorpelbelag schließlich ganz. Die Gelenkknochen liegen frei und reiben aneinander. Mediziner sprechen dabei von „Knochenglatze“. Um der ungewohnten Belastung Stand zu halten, verdichtet sich das Knochengewebe. Das bezeichnen Fachleute als subchondrale Sklerosierung. Zusätzlich bilden sich am Rand des Gelenks Knochenvorsprünge (Osteophyten). Dadurch verändert sich die Form des Gelenks (Arthrosis deformans).
Wenn die Knorpelschicht den Knochen nicht mehr abdichtet, kann außerdem Gelenkflüssigkeit in den Knochen gelangen. Sammelt sich die Flüssigkeit in einem Hohlraum im Knochen an, sprechen Mediziner von einer Geröllzyste. Häufig gelangen abgeriebene Zellreste und Stoffwechselprodukte in die Gelenkflüssigkeit. Dadurch entzündet sich die Innenhaut der Gelenkkapsel sehr leicht (Synovialitis). Oft sammelt sich auch vermehrt Flüssigkeit im Gelenk an (Gelenkerguss).
Eine bis dahin vielleicht sogar symptomlose Arthrose verwandelt sich auf diese Weise schnell in eine Gelenkentzündung (aktivierte Arthrose, Arthrose-Arthritis).
Arthrose: Symptome
Anfangs verursacht Gelenkverschleiß oft keinerlei Beschwerden. Mit der Zeit stellen sich aber Schmerzen ein, wenn Patienten das betroffene Gelenk bewegen oder belasten. In späten Arthrose-Stadien schmerzen die Gelenke oft dauerhaft und auch in Ruhe. Viele Patienten hören oder spüren auch ein Reiben oder Knirschen im Gelenk.
Arthrose-Gelenke fühlen sich zudem oft „steif“ an und sind nur eingeschränkt beweglich. Außerdem kann sich mit der Zeit die Gelenkstellung krankhaft verändern.Ein Arthrose-Gelenk kann sich zusätzlich entzünden. Dann sprechen Mediziner von aktivierter Arthrose: Das betroffene Gelenk schwillt an und fühlt sich sehr warm an. Die Schmerzen werden oft stärker.
Arthrose-Stadien
Mediziner unterscheiden je nach Ausmaß des Verschleißes verschiedene Arthrose-Stadien:
- Stadium 1: Der Gelenkknorpel sieht noch glatt und relativ gesund aus, ist aber verdickt und strukturell verändert. Die Gelenkinnenhaut kann gereizt sein.
- Stadium 2: Die Knorpeloberfläche ist uneben und aufgefasert.
- Stadium 3: Die Knorpelschicht ist verdünnt, der Gelenkspalt verschmälert. Erste Veränderungen des benachbarten Knochens sind erkennbar.
- Stadium 4: Die Knorpelschicht fehlt stellenweise komplett. Der Knochen weist Verdichtungen (subchondrale Sklerosierungen) und Ausziehungen (Osteophyten) auf.
Arthrose: Ursachen und Risikofaktoren
Die meisten Menschen bekommen mit zunehmendem Alter eine Arthrose, da sich das Gewebe dann nicht mehr so gut regenerieren kann. Weitere mögliche Ursachen sind:
- Überbelastung: etwa bei Übergewicht oder außergewöhnlich hoher Gelenkbelastung (zum Beispiel im Leistungssport oder bei der Arbeit mit dem Presslufthammer)
- Fehlbelastung: beispielsweise durch Gelenkfehlstellungen wie O-Beine oder X-Beine
- Stoffwechselerkrankungen wie Gicht (Ablagerung von Harnsäurekristallen in Gelenken begünstigt Knorpelschäden)
- Verletzungen: zum Beispiel Knorpeltrauma (posttraumatische Arthrose) oder Knochenbrüche, die in Fehlstellung verheilen
- angeborene Gelenkschwäche
Bei solchen eindeutig nachweisbaren Ursachen sprechen Mediziner von sekundärer Arthrose. In anderen Fällen lässt sich aber keine Ursache für den Gelenkverschleiß erkennen. Dann liegt eine primäre Arthrose vor.
Formen von Arthrose
Prinzipiell kann jedes Gelenk im Körper von Arthrose betroffen sein: Sprunggelenk, Ellenbogen oder Daumen beispielsweise. Sogar eine Arthrose im Kiefergelenk und „Arthrose-Zehen“ sind möglich. Am häufigsten kommt der Gelenkverschleiß jedoch an den unteren Extremitäten und der Wirbelsäule vor. Hier müssen die Gelenke mehr Körpergewicht tragen und verschleißen daher leichter.
Arthrose im Knie
Das Kniegelenk erkrankt besonders häufig an Arthrose. Ärzte bezeichnen diese Form als Gonarthrose. Sie entsteht beispielsweise durch eine Achsenfehlstellung, wie bei X- oder O-Beinen. Andere mögliche Ursachen sind Entzündungen oder Vorschädigungen durch Unfälle (wie Meniskusverletzungen). Manchmal gibt es auch keine konkrete Ursache (primäre Gonarthrose).
Mehr über Ursachen, Folgen und Behandlung einer Arthrose im Knie lesen Sie im Beitrag Gonarthrose
Arthrose im Hüftgelenk
Ein Verschleiß im Hüftgelenk ist eine weitere häufige Arthrose-Form. Ärzte bezeichnen sie als Coxarthrose. In den meisten Fällen ist die Ursache bekannt: Oft sind Verformungen oder Fehlbildungen des Hüftgelenks der Grund. Auch rheumatische Erkrankungen, bakterielle Entzündungen des Hüftgelenks sowie Knochenbrüche im Gelenkbereich zählen zu den möglichen Auslösern einer sekundären Hüftgelenk-Arthrose.
Arthrose der kleinen Wirbelgelenke
Einen Gelenkverschleiß der kleinen Wirbelgelenke in der Wirbelsäule nennen Mediziner Spondylarthrose. Sie tritt bei fast allen Menschen im höheren Alter auf. Außerdem können Übergewicht oder ein Bandscheibenvorfall den Verschleiß der Wirbelgelenke begünstigen. Auch bestimmte Sportarten und Berufe fördern die Abnutzung der Wirbelgelenke.
Finger-Arthrose
Die Hand besteht aus vielen kleinen Knochen, die jeweils durch ein Gelenk miteinander verbunden sind: die acht Handwurzelknochen, die fünf Mittelhandknochen, die zwei Fingerknochen des Daumens sowie die jeweils drei Fingerknochen der restlichen Finger.
Arthrose in der Hand kann verschiedene dieser Gelenke betreffen, darunter die Fingergelenke. Häufige Formen von Fingerarthrose tragen einen eigenen Namen: So wird eine Arthrose im Daumensattelgelenk (an der Daumenwurzel) als Rhizarthrose bezeichnet. Sie ist eine sehr häufige Form von Finger-Arthrose. Mehr über ihre Entstehung und Behandlung lesen Sie im Beitrag Rhizarthrose.
Betrifft die Arthrose Fingergelenke, unterscheiden Mediziner eine Heberden-Arthrose in den Endgelenken und eine Bouchard-Arthrose in den Mittelgelenken.
Auch die Gelenke im Bereich der kleinen Handwurzelknochen können verschleißen. Die üblicherweise betroffenen Knochen heißen Kahnbein (Skaphoid) und Vieleckbein (Trapezium), deshalb sprechen Ärzte von einer Skaphotrapezial- oder STT-Arthrose. Patienten haben oft Schmerzen unterhalb des Daumens und können das Handgelenk nicht mehr richtig bewegen.
Arthrose im Schultergelenk
Ein Gelenkverschleiß im Schultergelenk wird Omarthrose genannt. Er entsteht meist infolge von alten Verletzungen oder Erkrankungen (wie Rheuma). Nur in seltenen Fällen ist keine Ursache bekannt.
Mehr über die Ursachen, Symptome und Behandlung einer Arthrose im Schultergelenk erfahren Sie im Beitrag Omarthrose.
Weitere Arthrose-Formen
Weitere häufig auftretende Arthrosen sind:
- Sprunggelenksarthrose: Eine Arthrose im Sprunggelenk kann das untere (USG-Arthrose) oder das obere Sprunggelenk (OSG-Arthrose) betreffen.
- Arthrose im Zeh: Häufig verschleißt das Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus).
- Kiefergelenksarthrose: Das Kiefergelenk ist das am meisten benutzte Gelenk im Körper und kann daher ebenfalls leicht überbelastet werden.
- Iliosakralgelenksarthrose (ISG-Arthrose): Im hinteren Beckenbereich verschleißt das Gelenk zwischen Darmbeinschaufel und Kreuzbein
- Radiocarpalarthrose: Arthrose im Handgelenk
- Cubitalarthrose: Arthrose im Ellenbogen
- Polyarthrose: Verschleiß in mehreren Gelenken zugleich